07. - 14.09.2023
Am Donnerstag, den 07. September '23, habe ich die Provinz New Brunswick verlassen und mich auf den Weg gemacht in meine vierte kanadische Provinz: Québec!
Québec ist in vielerlei Hinsicht einzigartig, aber unterscheidet sich von den restlichen Gegenden Kanadas vor allem durch die Sprache - hier wird Französisch gesprochen. Alleine dadurch fühlt sich Québec an wie ein anderes Land. Sämtliche Schilder und Ortsnamen bis hin zu den Radiosendern, alles ist in Französisch. Für mich war das eine ganz schöne Herausforderung, denn mein Französisch ist bei Weitem nicht so gut wie mein Englisch und die Verständigung mit den Einheimischen, die oft kein Englisch sprechen können oder wollen, war teilweise doch etwas schwierig. Größtenteils waren die Leute aber sehr freundlich, nachdem sie gemerkt haben, dass ich es wenigstens in ihrer Sprache versuche und mit Händen, Füßen und dem Google Übersetzer kamen wir letztendlich immer ans Ziel.
Die Fahrt von meinem letzten Parkplatz in New Brunswick zu meiner ersten Anlaufstelle in Québec führte durch dichten Wald und spärlich bewohnte Gebiete. Für lange Strecken war ich hier alleine auf dem Highway unterwegs, meine erste Erfahrung mit der kanadischen Wildnis. Hier habe ich auch zum ersten Mal die Warnschilder für "Achtung, Elche!" gesehen, die ich total beeindruckend fand.
Ursprünglich war mein Ziel der Ort Tadoussac, der mir empfohlen wurde, weil man von dort aus Bootstouren zum Wale beobachten machen kann. Tadoussac liegt von New Brunswick aus kommend auf der anderen Seite des Sankt-Lorenz-Stroms, sodass man dort mit der Fähre hinfahren muss. Deshalb habe ich zunächst den kleinen Ort Trois-Pistoles angesteuert, von dem aus es eine Fährverbindung in die Nähe von Tadoussac gibt. Als ich dort vor Ort war und mich näher informiert habe, ist mir allerdings erst klar geworden, dass das hier keine Fähren sind, die alle halbe Stunde fahren. Es gibt nur ein paar Überfahrten am Tag, die man vorher buchen muss und die ich natürlich verpasst hatte. Als ich dann realisiert habe, dass ich etwas naive an die ganze Sache rangegangen bin, habe ich mir erstmal eine Nacht auf einem Campingplatz in Trois-Pistoles gebucht, um mir über das Ganze nochmal mehr Gedanken zu machen.
Dabei ist mir dann auch aufgefallen, dass ich, sollte ich tatsächlich Tadoussac ansteuern, eine weitere Fährfahrt über den Fluss Saguenay auf meiner Weiterfahrt nach Québec City vor mir habe. Bei den Preisen für die Fähren wollte ich das lieber vermeiden. Schließlich habe ich herausgefunden, dass man auch von Baie-Sainte-Catherine aus Bootstouren zum Wale beobachten machen kann. Dieser Ort liegt südlich vom Fluss Saguenay, wodurch dieser kein Problem mehr darstellte, und ist mit der Fähre vom Ort Rivière-du-Loup aus erreichbar. Also bin ich am nächsten Tag dort hingefahren, habe am Straßenrand in der Nähe des Fähranlegers übernachtet und bin am Samstag, den 9. September, um 8 Uhr morgens endlich mit der Fähre übergesetzt, um um 13 Uhr meine Bootstour zu starten.
Sowas passiert, wenn man sich vorher nicht ausreichend Gedanken macht und sich nicht informiert...
Zum Glück war die Bootstour das ganze Hin und Her mehr als wert! Im Sankt-Lorenz-Strom kann man fünf verschiedene Walarten sehen: Blauwale, Finnwale, Minke- oder Zwergwale, Belugawale und Buckelwale. Außerdem gibt es hier Kegelrobben. Bis auf den Blauwal haben wir alle gesehen!
Das ganze Erlebnis war etwas verrückt, da der Tourguide von der Brücke des Bootes aus über Lautsprecher immer ausruft wo welcher Wal zu sehen ist. Daraufhin stürmen dann alle an Bord an diese Stelle und versuchen ein Bild zu erhaschen. Leider sieht man oft nur ein Stück des Rückens und die relativ kleinen Rückenflossen aus dem Wasser gucken und das meistens auch noch ziemlich weit weg, aber ein paar Mal haben wir auch die Schwanzflossen gesehen und die Wale waren nah am Boot!
Ich hatte bei der ganzen Sache auf jeden Fall einen Riesenspaß und die Landschaft hier ist einfach gigantisch!
Nachdem wir wieder an Land waren habe ich mich auf den Weg nach Québec City gemacht, der Hauptstadt der Provinz. Hier hatte ich einen schönen Campingplatz etwas außerhalb der Stadt gebucht, der mir als Basis für meine Erkundungen diente, von denen es hier einige gab.
Als erstes war ich im Einkaufszentrum "Galeries de la Capitale", da es hier einen kleinen "Freizeitpark" mit zwei Achterbahnen gibt. Funktioniert hat davon leider nur eine.
Am nächsten Tag war ich dann in der Innenstadt von Québec City, vor allem in der Altstadt. Diese ist sehr malerisch, verwinkelt und voll mit kleinen Geschäften und wirkt tatsächlich sehr europäisch.
Außerdem gibt es hier das Château Frontenac, ein edles Schlosshotel und Wahrzeichen der Stadt. Das günstigste Zimmer fängt hier übrigens bei über 400 € die Nacht an, was etwas außerhalb meines Budgets lag.
Ich habe es mir aber nicht nehmen lassen mal einen Blick in die Lobby zu werfen.
Nachdem ich noch etwas durch die Stadt geschlendert bin, habe ich meinen Tag im Zentrum von Québec City beendet. Definitiv eine schöne Stadt, aber auch sehr touristisch und überlaufen.
Da das Wetter am nächsten Tag sehr schlecht war, nutzte ich diesen für einen Besuch im Huron-Wendat Museum. Die Huron-Wendat sind ein Stamm kanadischer Ureinwohner, der ursprünglich weiter süd-westlich angesiedelt war, aber auf Grund von Kriegen mit anderen Stämmen im 17. Jahrhundert nach Québec flüchtete, wo sie von den französischen Siedlern beschützt wurden. Das Museum ist nicht sonderlich groß, hat aber einen umfänglichen Audioguide, der durch die ausgestellten Artefakte und die Kultur des Stammes führt. Außerdem gibt es im Außenbereich einen Nachbau eines Langhauses, in dem die Mitglieder des Stammes früher gewohnt haben.
An meinem letzten Tag in Québec City bin ich etwas aus der Stadt heraus gefahren, um den Montmorency Wasserfall zu sehen. Dieser ist 83 Meter hoch und sehr beeindruckend! Genauso beeindruckend waren die Treppen, die vom oberen Level des Wasserfalls zum unteren führen. Ich bin nicht mal von ganz unten nach oben gelaufen und fand das schon sehr anstrengend.
Danach war ich noch auf der Île d'Orléans, eine 8 km breite und 34 km lange Insel im Sankt-Lorenz-Strom, die einer der ersten Teile der Provinz war, der von den Franzosen kolonisiert wurde. Viele Quebecer können heute noch ihre Wurzeln auf frühere Bewohner dieser Insel zurückführen. Heute wohnen auf der Île d'Orléans ca. 7000 Menschen und die Insel wird vor allem zur Landwirtschaft genutzt, aber auch immer mehr touristisch erschlossen, mit Weinproben und Bauernhoftouren an jeder Ecke. Ich fand die Insel vor allem landschaftlich sehr schön und man hat hier schöne Ausblicke auf das umliegende Festland.
Insgesamt hat mir Québec City sehr gut gefallen! Es gibt hier auf jeden Fall eine Menge zu sehen und zu tun. Die Altstadt hat mich an die Heimat erinnert und hat richtig schön zum schlendern eingeladen - zumindest bevor im Laufe des Tages die Horden an Touristen angekommen sind. Auch sonst hat mir alles, was ich hier gemacht habe, sehr viel Spaß gemacht und das Wale beobachten war natürlich ein ganz einmaliges Erlebnis!
Als nächstes habe ich dann ein weiteres Workaway gemacht, dazu dann mehr im nächsten Teil!
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