09.05.2023
Am Dienstag sind wir nach Fort Worth gefahren, um dort die historischen Stockyards und das Log Cabin Village zu besuchen.
Ursprünglich waren Dallas und Fort Worth zwei klar getrennte Städte, aber die Region hat in den letzten Jahren so viel Zuwanderung gesehen, dass die Städte mittlerweile praktisch zusammen gewachsen sind. Häufig hört man die Leute hier nur von "DFW" sprechen, auch wenn sie nicht den ebenfalls so abgekürzten Flughafen meinen.
Die Stockyards, die wir am Dienstag besucht haben, liegen aber eindeutig in Fort Worth und sind dort die wohl größte Touristenattraktion. "Stockyard" lässt sich sowohl als "Viehhof" als auch als "Lagerplatz" übersetzen und meint in diesem Fall eine Mischung aus beidem. In den Stockyards wird Vieh kurzzeitig gehalten, welches entweder auf seinen Transport wartet oder welches in den Viehauktionen verkauft werden soll.
Zwischen 1866 und 1890 wurden über 4 Millionen Rinder durch Fort Worth getrieben, weshalb die Stadt den Spitznamen "Cowtown" erhielt. Mit Ankunft der Eisenbahn in 1876 wurde die Stadt einer der Hauptumschlagspunkte für Vieh, weshalb in 1887 die Union Stockyards von der Stadt errichtet wurden. Sechs Jahre später wurden diese von einem Investor aus Boston gekauft und in die Fort Worth Stockyards umbenannt.
Mit dem Aufkommen von geteerten Straßen und dem Aufschwung im LKW-Verkehr nach dem zweiten Weltkrieg verlagerte sich der Viehtransport von der Schiene auf die Straße und Viehauktionen wurden immer öfter in der Nähe der Farmen abgehalten und nicht mehr in den zentralen Stockyards. In 1971 musste die letzte der nahe der Fort Worth Stockyards angesiedelten Fleischverpackungsfirmen schließen und die Verkaufszahlen wurden immer geringer.
Glücklicherweise wurde 1976 die North Fort Worth Historical Society gegründet, um die historischen Stockyards und das Erbe rund um die Tradition des Viehhandels und -teibens zu erhalten. So treiben heute noch zweimal täglich Reiter die Fort Worth Langhorn-Rinderherde durch die historische Straße.
Zwischen den sogenannten Cattle Drives kann man die imposanten Tiere in ihren Ausläufen bestaunen, Ausritte zu Pferd unternehmen oder sich für ein paar Sekunden auf den Rücken eines Longhorns schwingen.
Außerdem kann man ein Museum besichtigen und das erhaltene "Cowtown Coliseum" besuchen, in dem heute noch Rodeos und Wettbewerbe im Westernreiten abgehalten werden. Auch Konzerte und sonstige Events werden hier regelmäßig veranstaltet. Gesäumt werden die historischen Straßen heute von zahlreichen Geschäften, Restaurants, Hotels und Bars.
Die bekannteste Adresse für Live-Musik hier ist wohl Billy Bob's.
Die riesige Bar mit Konzertbühne, Tanzfläche, Küche, Souvenir-Shop und eigener Rodeo-Arena bietet Platz für bis zu 6000 Menschen! Das Gebäude, erbaut in 1910, war ursprünglich eine offene Scheune um Preis-Rinder für Viehshows unterzubringen. 1936 wurde es eingehaust und als Auktionsring mit angrenzenden Viehställen verwendet. Nachdem das Gebäude im zweiten Weltkrieg zu einer Flugzeugfabrik umfunktioniert wurde und zwischenzeitlich noch als Kaufhaus genutzt wurde, eröffnete schließlich am 1. April 1981 Billy Bob's Texas auf einer Fläche von über 9200 m².
Da wir Billy Bob's mitten am Tag besucht haben, war es praktisch menschenleer, aber ich kann mir schon vorstellen, was hier abends zu Spitzenzeiten so abgeht.
Der gesamte Bereich rund um die Stockyards hat mir sehr gut gefallen! Auch wenn hier alles hoch touristisch ist, war es doch faszinierend die großen Rinder mit ihren noch größeren Hörnen mal aus der Nähe zu sehen.
Nach einem sehr leckeren Mittagessen in einem wunderschönen mexikanischen Restaurant nicht weit von den Stockyards entfernt, haben wir noch im Log Cabin Village vorbei geschaut.
Das Dorf aus Holzhäusern ist ein lebendiges Freilichtmuseum, welches über die Lebensumstände in der texanischen Pionier-Ära zwischen 1840 und 1890 informiert. Nachdem in den 1950ern festgestellt wurde, dass immer mehr der für die 1800er Jahre typischen Häuser verschwanden, wurden sechs solcher Bauten aus dem Norden Texas nach Fort Worth gebracht und restauriert. Aus ihnen entstand das von der Stadt geführte Freilichtmuseum.
Angestellte der Stadt erklären hier, in zur damaligen Zeit passenden Kostümen, in den einzelnen Häusern verschiedene Aspekte und Handwerke des damaligen Lebens: Vom Herstellen von Stoff, Kerzen und Werkzeugen aus Stahl und Holz, über das Betreiben einer Mühle und das Räuchern von Fleisch, bis hin zum Ablauf eines Schultages.
Ich fand das Museum sehr schön gestaltet, besonders für Kinder und Schulgruppen ist es super geeignet. Wir waren innerhalb einer guten Stunde durch, was nach allem was wir davor schon gesehen haben, genau richtig war. Die Mitarbeiter waren alle sehr motiviert und freundlich und haben ihre "Stationen" sehr begeistert vorgestellt.
Insgesamt hatte ich einen tollen Tag in Fort Worth mit vielen neuen Eindrücken und vielen eingefangenen Informationen. Nächster Halt: San Antonio!
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