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New Brunswick

Aktualisiert: 6. Mai

04. - 06.09.2023

Nach meiner Zeit auf Prince Edward Island ging es für mich durch die nächste Provinz: New Brunswick!



Zuerst ging es für mich aber tatsächlich noch mal kurz zurück nach Nova Scotia, da ich früh am Morgen des 4. Septembers einen Ausritt in der Meeresbucht Bay of Fundy gebucht hatte. Um diese Meeresbucht wird sich auch ein Großteil dieses Beitrags drehen.


Für meinen Ausritt habe ich die Sprit Reins Ranch angesteuert, für die ich gute zwei Stunden Fahrzeit von meinem Campingplatz in Cavendish gebraucht habe. Zusammen mit meiner Startzeit für den Ritt, die durch die Gezeiten auf 9 Uhr morgens fiel, sorgte das für einen frühen Aufbruch für mich.


Das frühe Aufstehen hat sich aber auf jeden Fall gelohnt, denn ich hatte großen Spaß während des Ausritts, den ich mir zufälligerweise mit einer deutschen Auswandererfamilie geteilt habe, und während dessen wir sowohl am Strand als auch im Wald galoppieren konnten.



Leider war es an diesem Morgen super nebelig, was aber für eine sehr interessante und surreale Stimmung am Strand gesorgt hat.


 

Weiter ging es dann auf die andere Seite der Bucht, die dann in der Provinz New Brunswick liegt, zu einem meiner Highlights in Kanada bisher: Die Hopewell Rocks im Fundy National Park.


Die Fundy Meeresbucht ist so besonders, weil es hier den größten Tidenhub der Welt gibt. Das heißt, dass nirgendwo sonst der Höhenunterschied des Wasserspiegels bei Ebbe und Flut so groß ist wie hier. Eine Stelle, an der man das besonders eindrucksvoll beobachten kann, sind die Hopewell Rocks. Als ich nach meinem Ausritt hier ankam war es fast vier Uhr nachmittags und gerade Flut.



Ich habe mich also in Ruhe umgeschaut und die Aussicht auf die Bucht von verschiedenen Punkten genossen, bevor ich mich zu meinem nahegelegen Campingplatz aufgemacht habe, nur um am nächsten Morgen gleich wieder hierher zu kommen, um mir das Ganze bei Ebbe anzuschauen:



Der Unterschied ist wirklich kaum zu fassen! Hier nochmal ein direkter Vergleich:



Die Schwankung im Wasserspiegel beträgt in der Bay of Fundy bis zu 14 Meter. Der große Unterschied wird durch zwei spezielle Gegebenheiten in der Bucht begünstigt: Zum Einen ist die Bucht wie ein Trichter geformt und wird im Verlauf nicht nur enger sondern gleichzeitig auch flacher. Dadurch wird die anströmende Wassermenge bei Flut umso mehr nach oben gedrückt. Zum Anderen hat die Bucht auch noch eine Länge, die zur Wellenlänge der anströmenden Flut passt, was durch den Resonanzeffekt ein vermehrtes Aufschwappen des Wassers begünstigt.


Ich bin froh, dass ich die Möglichkeit hatte die Hopewell Rocks, sprich die freistehenden Steinsäulen und -bögen, sowohl bei Ebbe als auch bei Flut zu sehen, denn dieses Phänomen ist wirklich beeindruckend und die gesamte Gegend ist einfach nur schön anzusehen.


 

Weiter ging es dann mit einem weiteren sehr interessanten Phänom, das zunächst etwas merkwürdig scheinen mag: Der magnetische Hügel.


Magnetic Hill ist eine Straße, die aussieht als würde sie durch ein kleines Tal oder eine Kuhle führen. Man fährt mit seinem Auto an den vermeintlich tiefsten Punkt, legt den Leerlauf ein und kann erleben, wie das eigene Auto rückwärts den Berg hochrollt.



Hört sich merkwürdig an, fühlt sich vor Ort aber wirklich so an! Natürlich ist das Ganze nur eine optische Täuschung und man fährt bergauf und rollt dann rückwärts wieder runter, aber auch wenn ich das jetzt weiß, sieht die Straße für mich immer noch wie ein Tal aus.



Das Ganze fasziniert die Menschen übrigens schon seit langer Zeit. Nachdem Anwohner früher schon über Probleme mit ihren Pferden und Kutschen berichteten, wurde 1933 eine Zeitung auf den merkwürdigen Hügel aufmerksam, was dem Ganzen zu einer gewissen "Berühmtheit" verhalf. Da die Menschen lange Zeit glaubten, dass ein natürliches Vorkommen magnetischen Materials im Hügel die Autos den Berg hochzieht, heißt der Hügel bis heute "Magnetic Hill".


Heute hat sich um den Hügel drum rum ein kleines Touristenzentrum gebildet mit Shops und Restaurants. Am Hügel selbst gibt es eine geteerte Warteschlange und einen festgelegten Ablauf, wie man sich wo einzuordnen hat - man ist hier also durchaus auf viele Besucher ausgelegt!


 

Nachdem ich den Spaß ein paar Mal mitgemacht hatte und nach einer schnellen Dusche im YMCA, ging es für mich am Abend noch quer durch die Provinz Richtung Norden, wo mich am nächsten Tag mein letztes Ziel in New Brunswick erwartete.


Falls jemand (so wie ich) YMCA nur aus dem berühmten Lied kennt, hier eine kurze Erklärung dazu: YMCA steht für Young Men's Christian Association, hierzulande auch "Christlicher Verein Junger Menschen" genannt. Diese gemeinnützige Organisation betreibt in Kanada Fitnessstudios, Gemeindezentren und Kindergärten und man kann hier auch als Nicht-Mitglied für ein paar Dollar die Duschen benutzen. Für mich war das perfekt, denn um Kosten zu sparen habe ich diese Nacht zum ersten Mal nicht auf einem Campingplatz verbracht, sondern habe stattdessen an einem Strand übernachtet.

Da ich ja in meinem Auto schlafe, war das kein Problem und der Sonnenaufgang am nächsten Tag war wunderschön! Leider wurde man hier nur so von den Schnaken überfallen, sodass ich den Strand am Morgen schnell wieder verlassen habe. Die Freiheit einfach jederzeit und überall bequem schlafen zu können und alles dabei zu haben, was man so braucht, ist auf jeden Fall ein großer Vorteil. Es spart nicht nur Hotelkosten und Campingplatzgebühren, sondern gibt einem auch eine große Freiheit und Spontanität.



Nach einem schnellen Frühstück und Zähneputzen an der nächsten Tankstelle ging es dann zu meinem letzten Ziel in dieser Provinz, dem Village Historique Acadien. Wie man an diesem Namen vielleicht schon erahnen kann, bekam ich hier im Norden von New Brunswick meinen ersten Vorgeschmack auf das kanadische Französisch. Kanada hat, wie wahrscheinlich bekannt, zwei Landessprachen - Englisch und Französisch. Der Großteil des Landes spricht Englisch, die Provinz Québec ist allerdings komplett französischsprachig und New Brunswick ist zweisprachig, wobei die Menschen im Norden der Provinz fast ausschließlich Französisch sprechen.



Das historische akadische Dorf beschäftigt sich mit der Geschichte dieser Region und der akadischen Kultur. Die Akadier sind Nachkommen von französischen Siedlern aus dem Poitou, der Bretagne und der Normandie, die sich im 17. Jahrhundert vor allem in den Küstengebieten der damaligen französischen Kolonie Akadien niedergelassen hatten. Diese umfasste etwa das Gebiet der heutigen kanadischen Provinzen Nova Scotia, New Brunswick und Prince Edward Island sowie den Norden des US-Bundesstaates Maine. Heutzutage leben die Akadier allerdings vor allem in New Brunswick, vermehrt im Norden der Provinz. (Danke Wikipedia!)



Das Village Historique Acadien ist ein Freilichtmuseum, welches durch die Lebensweise und -umstände der Akadier von 1770 bis 1949 führt. Hierfür gibt es einen Rundweg, auf dem sich nacheinander historische Häuser aus dem jeweiligen Zeitperioden befinden, oder originalgetreue Nachbauten solcher. In jedem Haus trifft man auf Museumsmitarbeiter, die einen Charakter darstellen, der in hier gewohnt hat. Die Mitarbeiter können den Besuchern dann erzählen, aus welcher Zeit das Haus stammt, welche Familie hier gewohnt hat, wie deren Alltag und Beruf aussah etc.



Ich fand es interessant zu sehen, wie die Häuser nach und nach moderner wurden und sich die Ausstattung veränderte. Es fühlt sich an wie eine kleine Zeitreise! Die Mitarbeiter haben sich wirklich viel Mühe gegeben alles genau zu erklären, auch wenn sie für mich alles auf Englisch wiederholen mussten, was sie den anderen Gästen gerade auf Französisch erzählt hatten 😅.


Nachdem ich mir hier alles ausführlich angeschaut hatte, ging es für mich noch ein Stückchen durch New Brunswick, wo ich auch noch einmal unterwegs übernachtet habe, bevor ich mich auf dem Weg in die nächste Provinz gemacht habe: Québec!



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